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White Rabbit

Susanne Thiemann
|   Ausstellung

02.10. - 27.11.2016

"White Rabbit"  war der Titel der Ausstellung mit Flechtskulpturen und -objekten von Susanne Thiemann. "White Rabbit" ist auch der Songtitel eines Psychedelic-Rock-Songs von Jefferson Airplane aus dem Jahre 1967. Dieser Song entführt mit einem sich kontinuierlich steigernden Melodieverlauf und dem Sog der unnachahmlich berührenden Stimme der Sängerin "Slick" unweigerlich in ein verborgenes Inneres. Und "White Rabbit" ist - last not least - der Titel einer aus weißen Kunststoffhohlschnüren geflochtenen Stele, die an ihrem oberen und unteren Ende offen gelassen worden ist. Offen wie ein Schlauch, eine Röhre oder wie ein Tunnel, der nun entlang eines ehemaligen Mikrofonständers aufgezogen, diesen mit einem Hauch von Ironie umfängt und bekleidet. Die Stele wurde von dem Song "White Rabbit" inspiriert und somit zugleich von jenem weißen Kaninchen angeführt, dem Alice über den verborgenen Tunnel sowohl ins Wunderland als auch ins Bodenlose folgte.

Die Künstlerin Susanne Thiemann stellte, hängte oder installierte ihre Flechtstelen zwischen die Säulen der gotischen Halle des Celler Schlosses. Offene, zur Grenzüberschreitung auffordernde Stelen und Flechtobjekte traten mit unbewegt tragenden Säulen in den Dialog. Die, die dort immer schon sind, begegneten jenen, die als temporäre Gäste, auf ihre so ganz eigene Art Raum eröffnen und offen hielten. Die Flechtarbeiten von Susanne Thiemann sind durchlässig und aufnahmebereit. Sie lassen Licht, Luft und Lücken für das Zwischenräumliche, atmen Blicke ein und hauchen Formen aus. Sie entführen mit unberechenbaren Profilen in ein Reich aus Erinnerung und Assoziation. "Jede Delle ein Gefühl", sagte einmal Chris Dercon, der derzeitige Direktor der Tate Gallery of Modern Art in London, über die Flechtobjekte von Susanne Thiemann und bringt damit die besondere Qualität ihrer Werke auf den Punkt.

Neben den Flechtstelen, sind es sowohl Flechtobjekte, die sich an und in Mobiliar oder andere Haushaltshilfsgegenstände hineinschmiegen als auch offenere, ausgefranstere, freie Flechtwesen, die zu Gast im Celler Kunstverein waren. Als medusenartige Kreaturen, breiteten sie ihre Fangarme aus und schaufelten sich nach und nach vorbeilaufende Blicke in ihre blind und zauselig dreinschauenden Hohlkörper.

Neben Flechtskulpturen aus farbigen Kunststoffhohlschnüren wurden Arbeiten aus ehemaligen Schälresten von Autoreifen, aus schwarzem Gummi mit dem Titel "Black Rubber" gezeigt. Zu Teppichen und Wandbehängen geflochtene Baumtränen sind es, die der Ausstellung Gewicht, Verdichtung, alterslose Würde und Tiefe verliehen und von den Untiefen des Unbewussten, vom "White Rabbit" zum "Black Rubber" mit erdig schwerer Bodenhaftung führten.

Susanne Thiemann wurde 1955 in Kiel geboren, lebt und arbeitet in München. Sie machte 1986 ihre Meisterprüfung im Korbmacherhandwerk in Lichtenfels. Seit 2000 entstehen vom Gebrauchszweck befreite Flechtskulpturen und Objekte, mit der die Künstlerin zahlreiche Ausstellungen und Performances im In- und Ausland gestaltete. Sie studierte u.a. bei Frida Baranek, Nancy Davidson (beide New York) und Julie Hayward (Wien) und erhielt 2008, 2010 und 2014 die Stipendien des renommierten internationalen ISCP Programms in New York, das ausgewählten Künstlern sowohl einen Atelierplatz als auch den regelmäßigen Austausch mit Kuratoren zur besonderen Förderung gewährleistet.

Die 1. Vorsitzende des Kunstvereins Celle Alfhild Scharf hat die Ausstellung am 2. Oktober 2016 um 11.30 Uhr eröffnet. Die Künstlerin war anwesend. Danach gab Brigitte Flick eine thematische Einführung. Hier der Bericht dazu in der CZ

Zur Finissage am 27.11.2016 fand unter der Moderation von Brigitte Flick ein Künstlergespräch mit Susanne Thiemann statt. 

Hier die Einladung Seite 1 + Seite 2

Konzept: Susanne Thiemann / Cornelia Kleÿboldt M.A.

Text: Cornelia Kleÿboldt M.A.

 Mehr zur Künstlerin Susanne Thiemann

Unterstützt durch:

- Lüneburgischer Landschaftsverband

- Stadt Celle

- Regionalstiftung der niedersächsischen Sparkassen

 

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© Fotografie: Sandra Vitting
© Fotografien Thilo Liebscher